Dyskalkulie/ Rechenschwäche

Definition nach ICD-10
"Diese Störung bezeichnet eine Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht alleine durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder durch unangemessene Beschulung erklärbar ist.
Das Defizit betrifft v.a. die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. (4-6% aller Grundschüler)
Betroffenen Kinder fehlt ein grundlegendes Mengenverständnis und essentielle Zählfertigkeiten. Kinder mit einer Rechenstörung erkennen Zahlen nicht als Mengenangaben oder Größenangaben sondern für sie sind Zahlen nur irgendwelche ,sinnfreie Symbole."

Anzeichen /Symptome

• Additions- und Subtraktionsaufgaben werden durch "Abzählen" bewerkstelligt. Das Abzählen erfolgt an den Fingern, durch Antippen der Füße etc. Das Kind/ der Betroffene verrechnet sich häufig um 1. (3+5=7, da: 3,4,5,6,7)
• Das Kind/ der Betroffene vertauscht häufig Rechenoperationen wie +/- Bsp.: 2*3 = 5 oder 37-2= 39 etc.
• Auch kleinere Mengen müssen immer wieder neu abgezählt werden
• Es werden sehr häufig Ziffern vertauscht Bsp.: 32 wird als dreiundzwanzig gelesen.
• Das Stellenwertsystem (Einer, Zehner Hunderter, etc.) ist dem Betroffenen nicht ersichtlich. Es entstehen Ergebnisse wie 50+5= 100, 20+20=22
• Ziffern werden häufig Spiegelverkehrt geschrieben ( die Ziffer 3 ähnelt dem Buchstaben E)
• Analogien werden nicht sinngerecht erfasst. Bsp: 2+2= 4 also ist 12+2=14 und 22+2=24. Diese Aufgaben müssen jedes Mal neu abgezählt werden.
• Nachbaraufgaben werden nicht als solche erkannt, es muss immer wieder neu abgezählt werden. Bsp.: Nach der Berechnung der Aufgabe 5+2=7 muss die Aufgabe 5+3=8 wieder neu berechnet werden
• Der Betroffene hat merklich große Schwierigkeiten mit Zeit-, Längen- und Richtungsangaben. Begriffe wie Stunden, Minuten, Sekunden werden nicht sinnhaft in Verbindung gesetzt. Das Umrechnen dieser Angaben fällt schwer oder/ und wird gar nicht verstanden.
• Kinder mit Dyskalkulie haben Probleme die analoge Uhr zu lesen.
• Konfuse Vorstellungen über Geld. Die Betroffenen zeigen Bsp. kein Verständnis für Wechselgeld etc.
• Häufiges Üben führt nicht zum gewünschten Erfolg

Die Kinder / Betroffenen müssen nicht all diese Symptome offensichtlich zeigen. Oft sind gerade ältere Kinder, bei denen die Rechenschwäche nicht frühzeitig erkannt wurde, sehr geschickt ihre Defizite zu verbergen.
Sollten bei ihrem Kind 5 oder mehr dieser Symptome auftreten, so sollten sie eine Rechenschwäche abklären.

Hilfe bei Dyskalkulie bei alf

Wichtig bei der Förderung eines Kindes mit Dyskalkulie ist, dass die Kinder individuell gefördert werden. Dies bedeutet, dass die klassische Mathenachhilfe hier schädlich ist und die Problematik verschlimmert. Kinder mit Dyskalkulie leiden zu meist an einem deutlich herabgesetzten Selbstwertgefühl. Der andauernde Misserfolg in der Schule suggeriert dem Kind es sei "dumm". Hier wäre das Üben des aktuellen schulischen Stoffes mit einem Nachhilfelehrer wieder durch Misserfolg gekrönt.

Es muss daher gezielt an den grundlegenden Rechenfertigkeiten und dem Mengenverständnis gearbeitet werden. Zahlreiche aktuelle, wissenschaftliche Studien belegen, dass die Einzelförderung bei der Dyskalkulie am effektivsten ist und zur dauerhaften Verbesserung der grundlegenden Rechenfertigkeiten führt. Denn jedes Kind, auch Kinder mit Rechenstörungen haben individuelle Stärken und Schwächen. Studien zeigen, dass Kinder ganz individuelle "falsche" Strategien entwickeln. Genau diese werden in unserer Lerntherapie identifiziert und durch die Entwicklung von elementaren rechnerischen Fähigkeiten ersetzt.

Die Wahrnehmung der Kinder der eigenen Defizite bewirkt, dass sie sich selbst negativ einschätzen, sie sich "dumm" fühlen, sich schämen.

Durch die gut gemeinten Übungen mit den Eltern oder dem Nachhilfelehrer wird das Kind keine Erfolge erzielen. Im Gegenteil, durch die anhaltenden Misserfolge entsteht ein negativer "Teufelskreislauf". Das Kind entwickelt eine generalisierte negative Einstellung gegenüber dem Lernen (auch in anderen Fächern). Auch das Verhalten wird hierdurch negativ beeinflusst. Ein ehemaliges fröhliches und motiviertes Kind wird zu einem Schul- und Lernverweigerer. Zeigt sich traurig, zornig oder aufmüpfig.

Wir versuchen, durch den gezielten Aufbau des Mengen-, Zahl- und Rechenverständnis diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Die Arbeit bei alf setzt damit nicht am aktuellen Schulstoff an, sondern an den individuellen Defiziten.

Je früher die geeignete Therapie stattfindet, je größer die Erfolge. Denn, anders als vermutet, kann diese Störung, durch gezielte Übungen, behoben werden. Wird die Rechenschwäche innerhalb der ersten 4 Grundschuljahre begonnen, kann sie meist nach 1-2 Jahren erfolgreich abgeschlossen werden.

Die Sitzungen bei alf (1-2 * wöchentlich a 45 Min.) sind so aufgebaut, dass wir in kleinen Lernschritten voranschreiten und je nach Förderplan die defizitären Punkte ausgiebig behandeln und somit zuerst Erfolge "erzwingen" (Null-Fehler-Prinzip) um das geschädigte Selbstwertgefühl und die Motivation aufzubauen.

Die Elternarbeit ist essentiell, um die gewünschten Erfolge zu erzielen. Wir setzen auf ausführliche Aufklärung der Eltern über die Dyskalkulie und der Begleitung der Eltern auf dem Weg ihrer Kinder. Wir stehen in ständigem Austausch mit den Eltern.

Wir arbeiten stets nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und setzen gut erprobte und effektive Mittel zur Förderung der rechenschwachen Kinder ein. Eine Minimierung der Methodenvielfalt auf ein effektives Maß ist unabdinglich. Wir versuchen die Kinder nicht weiter durch überbunte Methodenvielfalt zu verunsichern. Denn man trainiert was man trainiert. 2+2 =4, unabhängig ob dies in Trauben, Kästchen, etc gerechnet wird. Das Ziel ist, Rechnen zu können

Die Arbeit mit Meister Cody

Seit Oktober 2015 arbeitet alf unterstützend zu unserer Dyskalkulie-Therapie mit dem Programm Meister Cody.

Meister Cody ist eine interaktive Lernsoftware, die speziell für die Arbeit mit rechenschwachen Schülern entwickelt wurde. Die Firma Kaasa Health enzwickelte dieses Programm in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie der Universität Münster.

Meister Cody ermöglicht anhand eines anfänglichen Einstufungstest (welches man als Screening für das Vorliegen einer Dyskalkulie bezeichnen kann) uns als Therapeut zu sehen wo die Kinder tatsächlich stehen. Dieses Screening genügt den wissenschaftlichen Kriterien eines Mathematik-Leistungstest für die-1.-4. Klasse. Anhand des erreichten Score des Kindes in den Bereichen Rechnen, basale Zahlenverarbeitung, komplexe Zahlenverarbeitung und Arbeitsgedächtnis, stellt sich das Programm individuell auf die Problematik ihres Kindes ein.

Das Trainingsprogramm dauert anfänglich 4 Wochen und wird durch einen Folgetest nach 30 Tagen abgeschlossen.

Meister Cody bereichert und vereinfacht die Arbeit von alf in großem Masse. So können die Kinder, auf sie zugeschnitten, täglich auch zuhause üben und grundlegende mathematische Fähigkeiten aufbauen und die in den Therapiesitzungen erlangten Skills vertiefen. Jedes Kind bei uns erhält einen eigenen Zugang zu der bunten Zahlenwelt Talasia und kann somit täglich (5-mal die Woche) üben. Wir als therapeutische Instanz behalten hierbei stets die Kontrolle über die Lernfortschritte, da Meister Cody uns die Ergebnisse der einzelnen Lerntage auf unseren Account sendet.

Wir sehen Meister Cody als wertvolle Unterstützung unserer Arbeit, jedoch ersetzt das Programm nicht die Arbeit mit einem Therapeuten.

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